Montag, August 02, 2010

1. August 2010 - oder vom Singen und Jassen

Der 1.8. ist ja bekanntlich Nationalfeiertag. Also in der Schweiz. Erkennen lässt sich das immer recht gut daran, dass es schon Tage vorher immer wieder knallt, zischt und blitzt, weil der 1.8. den Schweizern das ist, was den Deutschen Sylvester: Feuerwerkzeit!
Eben wegen der Knallerei "flüchten" sich viele Haustierbesitzende gern mal ins benachbarte Ausland - denn solange in Baden-Württemberg noch der Einheits- und Steinkohlesolidaritätscent zusammen mit den übrigen Steuern unterschlagen werden anstatt sich auf den Rappen genau veranschlagen zu lassen, ist das ja mal ne Idee, in den grossen nördlichen Kanton zu fahren.
Habe ich auch gemacht, aber eigentlich ja nicht wegen KawummKrachBumm vs. Oleg sondern wegen Tanzen. Hab ich also auch gemacht heute. Getanzt, meine ich. Ein bisschen üben für Donnerstag und Freitag.
Aber ich bin ja bei der Eröffnungsfeier gestern hinter Schweden (Gruss an die MBWGFHFKSHTB) und vor Taiwan eingelaufen und das ja, weil ich als "echti Schwizeri da bi". Und somit gehört sich natürlich auch eine ordnungsgemässe 1.-August-Feier am Abend, mit Hymne und allem drum und dran, wobei zur Hymne eigentlich auch der Zettel gehört, auf dem der Text in allen 4 offiziellen Sprachen abgedruckt ist, damit es auch ja einen hübsch bunten Chor gibt. Ich gebe zu, der Zettel hat mir ein bisschen gefehlt...
Den Anfang nahm seine Feier in einem kleinen, aber sehr feinen Gartenlokal, mit echt Kölschen Gerichten, "niedlichen" Gläsern (Kölsch äbe), sehr schicken WCs inkl. Vorraum (wo ist jetzt die Tür?!) und Abstimmungsproblemen beim Personla, wenn man's zu genau wissen möchte, welcher "Rotwein" denn nun im Angebot steht.
Denn am Anfang stand eine kleine Geschichtslektion - wenn auch mehr über Deutschland und das nur, weil 1848 in beiden Nationen historische Bedeutung hat (vgl. Wikipedia bei Interesse). Anyway, die Dunkelheit brach schliesslich unaufhaltsam ein, es wurde Zeit für die Gesangsstunde. Diese gab's mit bengalischem Feuer - 6 Stück ("=3 für jede" - bei 4 Personen, wohlgemerkt...ich sag nur: Religion sehr gut...) in Form der CH-Hymne, intoniert von mir, mager unterstützt von der Berner Fraktion (ja wenn auch der Textspickzettel fehlt und die Blaskapelle für die Melodie...) Was sie hingegen besser können (puncto Text und Melodie), aber gleichwohl dann doch nicht wirklich gesungen haben: Happy Birthday, liebe Schweiz! (da könnte wohl selbst mein Patenkind schon helfen?!), das dann zu 9 Wunderkerzen, ich hatte diesmal meine 3... :-)
Nichtsdestotrotz war nun eine gewisse Sangesfreude erwacht (oder ob's am "Rotwein" oder dem alkoholfreien Paulaner lag??), es gab noch 1 Kanon, 2 israelische Lieder, "kein schöner Land" in 2 Strophen und ein Schlaflied von teils wechselnden Besetzungen gesungen oder mitgebrummt, äh, -summt. Gebrummt, bzw. eben nicht, Anti-Brumm sei Dank, wurde anschliessend am Terassentisch, wo das schöne Schweizer Spiel "Jassen" der Deutschen (also mir) beigebracht wurde.
Um mal sprachstiltechnisch meine Tanzlehrerin (Teil der Jass-Lehrerinnen-Crew des Abends) zu imitieren (Insider werden es erkennnen): "Jassen ist wie Wizard, ausser dass die Karten anders aussehen und noch ein paar andere Dinge speziell sind." Oder so ähnlich.
Gelernt haben wir (meine Tanzpartnerin J. behauptete, ebenfalls eine Jassnovizin zu sein, was sich als das ch-typische Understatement des Jahres herausstellte, natürlich kannte sie eigentlich schon die wichtigsten Dinge...) die "Kartoffel-Variante" (bärndütsch: "Herdöpfele", die man zu zweit spielt. Ausser man spielt zu dritt. Normal geht jassen zu viert (sorry, korrekt müsste es wohl heissen: jasst man zu viert).
Hier mal für Outsider das, was ich von den Regeln verstanden/gelernt/behalten habe, in meiner Version fürs einfache Nachspielen:

Bei der Kartoffelvariante will man lieber nen Strich als ne Kartoffel. Beides zusammen ist Null. Ne Kartoffel bekommt man, wenn man weniger als 21 Punkte auf der Hand hat, wenn man keine Karten mehr hat, weil alle abgelegt sind. Bevor man spielt, hat man vielleicht schon Punkte auf der Hand, obwohl man noch keine Karten abgelegt hat.
Wer will, darf die blinde Katze im Sack tauschen. 2x9 gibt 14, deswegen ist die 9 die zweithöchste Karte nach dem Trumpfbauer (also 9 der Trumpffarbe), der 20 zählt, sonst 2. 25 sogar, wenn er als letztes gespielt wird (ich sach nur: Mau-Mau!). Man muss "Lei haute", also IMMER die Farbe bedienen, AUSSER man hat die nicht oder will Stich spielen, was man noch immerer darf (also Trumpffarbe legen).
Man kommt oder kommt nicht, wenn man nicht kommt, bekommt man keine Kartoffeln, aber jemand anders nen Strich (glaub ich).
Während man seine erste Karte legt, kann man Punkte weisen, im Prinzip braucht man dafür ne Pokerhand (Strasse oder Vierling, allerdings irgendeinen bestimmten, ich glaube 4x10=100Punkte, während 4x9=0?! 5er-Strasse?100, 4er-Strasse=50 und 3er-Strasse=20). Wenn man z.B. 6,7 und 8 einer Farbe hat, darf man 20 Punkte weisen, hat aber gleichwohl 3 "Bretter", weil die Karten nix wert sind, AUSSER, sie sind Trumpf, dann darf man die 6 zum Tauschen nutzen und die 9 gibt bei Trumpf ja eben jene 14 Punkte...
Ganz einfach und logisch bislang, oder?! Beim zu 4t spielen, spielt man zu zweit und darf auch mal schieben (ich vermute, das ist ähnlich der "ich komm nicht und bekomm keine Kartoffel-Variante", aber das lern ich dann ein andern Mal. Vielleicht ja am 2. August. :-)

P.S. Ich hatte nur einen Strich, keine Kartoffeln, aber dafür auch nie Punkte einfach so geschenkt bekommen sondern immer hart und ehrlich verdient. Ich darf ja auch erst am 3.10. feiern...- und wer bringt mir bis dahin Skat bei?? :-)