Donnerstag, Januar 13, 2011

Ausschaffungsbehörde

Muss zur Abwechslung mal wieder nen kleinen Textbeitrag machen (um die Nudeln zu verdauen bevor ich joggen und dann schlafen gehe...). Gestern war ich bei der hiesigen Ausschaffungsbehörde, a.k.a. "Einwohnerdienste, Migration und Fremdenpolizei". Da war ich nun schon das zweite Mal, weil ich Anfang Dezember Post von denen bekommen habe:

"Verfallsanzeige (Ausweis B EG/EFTA)
Ihre Aufenthaltsbewilligung läuft demnächst ab. 
Ein allfälliges Verlängerungsgesuch ist mit dem Ausländerausweis und dem gültigen Pass oder der gültigen Identitätskarte spätestens 2 Wochen vor Ablauf der Bewilligung der zuständigen Behörde vorzulegen. Allfällige Änderungen der Personalien sind gleichzeitig zu melden."


Allfälligerweise war ich das erste Mal am 30.12.10 dort, weil ich allfällig dachte, "spätestens 2 Wochen vor Ablauf" heisst übersetzt: "am besten sofort!" oder zumindest allfällig ähnlich. So meldete ich mich allfällig brav am Infoschalter an, vermeldete mein allfälliges Anliegen, die Dame am Schalter nahm den Zettel und meinen Ausländerausweis entgegen und meinte dann allfällig: "Oh, Sie sind ja schon seit mehr als 5 Jahren in der Schweiz, da können Sie auch allfälligerweise den C-Ausweis beantragen. Sie brauchen dazu einen allfälligen Strafregisterauszug und eine allfällige Arbeitsbestätigung." (Allfällige Ergänzungen zum wörtlichen Zitat liegen bei der allfälligen Autorin)


Nichts leichter als das, den Strafregisterauszug kann man netterweise halb-elektronisch bestellen (also ganz elektronisch ginge auch, aber ich misstraue der Fortschrittlichkeit der Behörde...), läppische 20,- Franken. Die Arbeitsbestätigung hab ich freundlicherweise gratis bekommen (wobei, wer weiss, vielleicht muss ich 5 Stunden mehr arbeiten, dieses Jahr ;-).


Als ich die Papiere zusammen hatte, bin ich also gestern wieder zum Amt, hab mich brav bei der Information gemeldet und schon fing das Drama an. Eine andere, weniger nette Frau blaffte mich mit einem "Nummer ziehen" an. OK, hab ich gemacht. 433 stand auf meinem Zettel, auf der Anzeige sah ich, dass 429 an Schalter 7 und 430 an Schalter 14 bedient wurden und gemäss einer anderen Anzeige sollte die Wartezeit voraussichtlich 3Minuten dauern. Toll.
Also setze ich mich mal zu den anderen Wartenden. Während ich da so sass, veränderte sich die Wartedauer-Anzeige schlussendlich bis auf ca. 14 Minuten, ehe eine wie ein aufgescheuchtes Huhn herumlaufende Frau erschien und hektisch die Wartenden, bei mir anfangend, nach ihren Anliegen fragte. Dummerweise verstand sie kaum Deutsch, was nicht am fehlenden bärndütschen Dialekt als vielmehr ihrer offensichtlich französischsprachigen Herkunft lag (der Fall nach mir sprach nämlich ausgezeichnet Dialekt, obschon ebenfalls germanisch-stämmig). Auch wenn ich nicht ganz verstand, warum sie mich da so ausfragte und mein Anliegen irgendwie nicht zu verstehen schien, gab ich geduldig Auskunft, bis sie befand, dass ich warten dürfe, bis meine Nummer aufgerufen wird. Wie gnädig. Das Paar nebendran, wie gesagt, ebenfalls Deutsche, hatte die Nummer 431 und nachdem sie dreimal erklärt hatten, dass bereits alle ihre Unterlagen in Bern vorhanden und sie lediglich von Zürich hierher zurück gezogen seien, durften auch sie auf den erlösenden Wartenummer-Gong warten, der grad auch ertönte. Blieb noch ein Paar, bei dem lediglich die weibliche Hälfte offenbar nicht-schweizerisch war, diesen Falles (es ging um einen verlorenen C-Ausweis, wie ich aus den mehrfachen Erklärungsversuchen schon nach der ersten Runde verstanden hatte), nahm sich das aufgescheuchte Huhn direkt mal an. Sie wurden an Schalter 4 von ihr bedient, eh sie mal checkte, dass es ja dieses Wartenummer-System gibt, irgendwo ein Knöpfchen drückte, woraufhin dann 432 für Schalter 9 aufleuchtete.


Dummerweise setzte das nach einiger Zeit (vgl. Wartezeiten oben) meine Selbständigkeit in Gang, ich begab mich also zu Schalter 9, um freudig zu vermelden, dass die 432 ja bereits bedient würde und dass sie somit nun mich an die Reihe nehmen könnten. Leider falsch gedenkt, denn Schalter 9 gibt es eigentlich nicht, das ist die Kasse (die Logik verstehe, wer will), was mir die unfreundliche Person auf der anderen Seite auch im dritten Erklärungsansatz mal so sagen konnte. Vorher blaffte sie mir immer nur ein "Sie müssen warten, bis Sie aufgerufen werden" entgegen, ohne sich meinen Satz mal vollständig anzuhören.


Boah, war ich da genervt. Es war aber noch steigerungsfähig. Das aufgescheuchte Huhn hatte Fall 432 fertig behandelt und widmete sich wieder den Wartenden, überging diesmal jedoch mich, weil sie sich einer weiteren Landesgenossin annahm, deren Papiere sie aufwändig prüfte, ehe sie dann befand, dass sie ein anderes Mal wieder kommen könne, die Unterlagen seien immerhin vollständig. Na klasse. Weder die andere Deutsche noch ich konnten irgendeinen Sinn in diesem Umgang der Bearbeitung bei Missachtung der Wartenummern inklusive der Schlussfolgerung sehen, aber dann ertönte glücklicherweise der Wartenummern-Gong und ich durfte zu Schalter 14 wechseln.


Dort sass eine junge Frau, zu schön, um in einem Amt zu sitzen, bei DSDS auf der Bühne, der gnadenlosen Bohlen'schen Kritik ausgesetzt, stünde ihr meiner Meinung nach besser zu... Sie war aber immerhin freundlich, fragte nach Anliegen und den entsprechenden Unterlagen, zeigte sich hocherfreut ob der Vollständigkeit und begann fleissig, ihr elektronisches Arbeitsinstrument zu betätigen. Dann druckte sie in 2 Versuchen noch eine Seite aus, schickte mich zum Passfoto machen (ein 6 Jahre altes Foto ist in meinem Alter offenbar schon überholt...wie lange gelten doch gleich die Reisepässe meiner Neffen mit den Angaben "50cm - blaue Augen - blond"?! ;-), wofür ich 10,- Franken investieren musste. Und so Automaten sind ja sowas von ungnädig, ich seh aus wie nach 10 durchgesoffenen Nächten, mindestens 15 Jahre älter. NEIN, dieses Bild wird hier NICHT erscheinen!
Als ich mit den Fotos wieder an den Schalter trat und sie ihre Unterlagen noch einmal durchschaute, guckte sie auf einmal ganz bestürzt und fragte mich, ob der 1.3.05 mein Einreisedatum in die Schweiz gewesen sei (steht ja so im Ausweis...). Ja. .... Hm.... Also... Nach einem kurzen Moment gegenseitiger Irritation, wie das wann wohl wie mit was für einer Bewilligung gegangen sein mag, wendete sie sich an ihre Kollegin von Schalter 12, die unterdessen 2 Fälle behandelt hatte. Diese Kollegin, multitaskingfähig par excellence, checkte mein "Dossier" während sie gleichzeitig auf französisch Probleme löste (nein, sie war NICHT das aufgescheuchte Huhn!) und stellte dann, nach dreimaligem Rückfragen fest, dass ich tatsächlich den C-Ausweis erst 2 Wochen vor Ablauf der Bewilligung beantragen könne.

Es ist nämlich so, und das sei jetzt allen Ausländerinnen und Ausländern eine Lehre, dass nicht das Einreisedatum und die Dauer des in der Schweiz leben gilt sondern dass man mindestens 5 Jahre den B-Ausweis gehabt hat, bevor man C beantragen darf! Und obschon man bis spätestens 2 Wochen vor Bewilligungsablauf die Verlängerung beantragt haben muss, kann man C frühestens 2 Wochen vor Ablauf beantragen! Das ist wieder eine Logik, die ihresgleichen sucht, wenn man mich fragt...



So werde ich also pünktlich am 15.2. wieder im Amt auf der Matte stehen, diesmal direkt ein Nümmerchen ziehen und freue mich schon, was für Probleme mich dann erwarten. Vermutlich gilt dann der Strafregisterauszug nicht mehr, weil der maximal 3 Wochen alt sein darf oder so. Angeblich gibt's kein Problem, der Bohlen-Jüngerin zufolge, aber man weiss ja nie so genau, was für Tricks sich die Helvetier so ausdenken, um subversive Elemente in die Schranken zu weisen...


P.S. Wer folgenden Satz korrekt übersetzen kann (ins Deutsche, Englische, Französische und Italienische), gewinnt ein Hefebrötchen bei mir:
carece de antecedentes en el registro de antecedentes penales

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Na, nichts leichter als das:

- Abwesenheit von im Vorstrafenregister eingetragenen Vorbestrafungen
- absence of records in the index of criminal records
- absence d'antécédents dans le registre des antécédents judiciaires
- assenza di precedenti nel registro dei precedenti penali

Schickst du mir das Hefebroetchen per Luftpost nach Rom? Oder vielleicht sind dann doch Pralinen angebrachter, die halten sich besser? ;-)

Liebe Gruesse! Gesine