Mittwoch, Mai 28, 2008

Schweizer EurOptimismus

Heute, am Geburtstag von meinem Papa (Herzlichen Glückwunsch!!!) und J. (ebenfalls Glückwunsch!!), war in Bern grosse Euro-Übung der "Blaulichtorganisationen" rund ums Stade de Suisse. Geübt wurde folgendes Szenario:

Montag, 9.6., seit Tagen ist es frühsommerlich warm. In der Stadt sind 50.000 Besucher, im ausverkauften Stadion freuen sich 31.000 Fans von Holland und Italien auf das Spiel (wobei die Holländer gemäss FW-Leitungsaussagen durchschnittlich!! 15l Bier konsumiert haben...) und vom Westen zieht dummerweise eine Gewitterfront auf, die sich pünktlich 5min vor Spielbeginn genau über dem Stadion entlädt, mit Windböen, hühnereigrossen Hagelkörnern und natürlich entsprechender Abkühlung...

Soweit so gut. Wenn jetzt nicht noch grad in dem Moment al kaida oder E.T. angreift, ist Bern gerüstet, die Übung verlief nämlich sehr gut, die Einsatzleitungen sind zufrieden (berichtet zumindest auch das Lokalradio).
Mein phänomenal sanitäterischer Auftrag heute lautete: Fotos machen. :-) Ganz genau, für die Rettungssanitäter-Ausbildung oder wozu genau auch immer (deswegen hab ich die Bilder leider nicht, aber ich hab noch ne zweite Kamera in die Hand gedrückt bekommen, deren Bilder hoffentlich auf unserer FW-Kompanie-Seite landen werden...). Jedenfalls bekam ich so eine Menge zu sehen, das war lustig.
Zum Beispiel zu Übungsbeginn im Stadion (nein, ich habe den heiligen Rasen NICHT betreten, das wurde im Vorfeld auch nur ungefähr 80x gesagt...), da klang es, als ob ziemlich viele fröhliche Fans immer noch feiern würden, es war aber, bis auf so ca. 100 Freiwillige (Figuranten), komplett leer... Die Figuranten waren irgendwo zusammengerottet, um es den Einsatzkräften der Berufsfeuerwehr und Co sicher mal nicht zu leicht zu machen, sie zu bergen und ins "Verwundetennest" (nein, NICHT auf dem Rasen!) zu bringen, von wo aus die weiteren Rettungskräfte sie dann ins San Hist zur Triage (hübsch, die ganzen Fremdworte, oder?! ;-) bringen durften. Während also das Stadion im strahlenden Sonnenschein so öde (bis auf die Action in einer Ecke) da lag, gabs dann Stadiondurchsagen auf Englisch und Deutsch: Liebe Gäste in den Reihen 1-6 wegen des starken Regens verteilen wir jetzt Regencapes" (da war die Rettung schon im vollen Gang, versteht sich) und 5min später(!) dann "Liebe Gäste, wie sie sicher gemerkt haben, gab es in Block C einige Verletzte, bitte bewahren Sie Ruhe, die Rettungskräfte sind bereits im Einsatz" (nicht wortwörtlich, aber sinngemäss...). Jedenfalls fand ich die Ansagen recht unterhaltsam, zumal in einer Ernstfallsituation sie vermutlich niemand gehört, geschweige denn verstanden hätte... aber ja nu.

Jedenfalls, da ich ja leider kein Bildmaterial selber habe, wollte ich gar nicht zu genau von der Übung berichten (abgesehen davon, dass das die lokalen Medien hoffentlich tun werden, Presse war genug vor Ort, man schaue bei telebärn oder espace.ch oder ähnlichen Seiten), aber vom krampfhaften Optimismus, der sich hier immer mehr breit macht, nicht nur bei den Deutschen (die sich im Spiel gegen Weissrussland ja offenbar nicht grad mit Ruhm bekleckert haben...aber wie wissen wir seit '54 (Wunder von Bern!!!): Taktik ist, im Vorfeld gemässigte Leistung zu zeigen...). Ein Blick auf meine - in keinster Weise repräsentative Umfrage - zeigt das ja auch: 7 Stimmen für die Schweiz, 6 für Deutschland momentan... Ja hallo?! Und wo sind die holländischen Fans, die Vertrauen haben? Oder die der Rumänen oder so??

Aber ja nu...Optimismus ist ja grundsätzlich was Gutes, interessant finde ich auch den wachsenden zur Schau gestellten Patriotismus der Schweizer (das haben sie sich vor 2 Jahren in Deutschland abgeschaut). Man sieht täglich mehr Fähnlis an den Autos, sowohl an den geparkten

als auch natürlich an den fahrenden. Der Schweizer Neo-Public-Patriotismus (gibts da nen Fachwort für dieses Zurschaustellen??) geht sogar soweit, dass willkürlich rot-weisse-Bändel in der Landschaft aufgehängt werden:
bzw. auf Schildern mit rot-weisser Umrandung gezeigt wird, wie das Verhalten an den Spieltagen zu sein hat:
Tasche packen und den Kindern hinter rennen, denn Kinder wissen immer am besten, wo die Action ist...

:-)

Naja, in einem Monat wissen wir, wessen Optimismus nicht umsonst war...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Erst mal schöne Dank für den Glückwunsch an dieser Stelle!
Also das mit den 15 Litern Bier halte ich ja schon für ein bißchen leicht übertrieben! das hieße ja, dass jeder 3 große Dosen Bier intus gehabt haben muss und dann hätte man die Toiletten auf entsprechende Kapazität überprüfen sollen!
Und zu dem Schild unten im Blog:
Es könnte sich auch um ein Schild aus Belgien handeln (Mann verfolgt Kind....)
Und jetzt zu den Fahnen:
Falls es erlaubt ist, an einem deutschen Auto mit schweizerischen Kennzeichen die Deutsche Fahne wehen zu lassen, dann melde Dich mal, vielleicht ist da per Post was drin....