Sonntag, Juli 04, 2010

03. Juli 2010...

...was für ein Tag!

Erst einmal: Herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag an meinen kleinen Neffen im fernen, weiten Singapur! J.P., you rock! Hoffe, Du hast schön gefeiert, mit Mama, Papa, Big Brother Mini-Mi und natürlich Oma und Opa… Es tut mir leid, dass ich Dir nicht persönlich gratulieren konnte, aber das Geschenk ist hoffentlich nichtsdestotrotz angekommen! Was ich gemacht habe, anstatt mich vor den Compi zu hängen, davon erzähle ich jetzt mal ein bisschen. Also, gtosser kleiner Neffe, dann pass mal auf…
Da am Abend eine weite Zugreise anstand, wollte ich gerne noch Hundibundi Oleg durch eine ausgiebige Wanderung ein bisschen müde kriegen, das war schon seit einiger Zeit geplant. Weniger geplant war, dass ich für den 2.7. abends als Helferin fürs Flammkuchenmachen bei einem kleinen OpenAir-Kino-Anlass angefragt wurde. Da ich mir das natürlich nicht entgehen lassen konnte (was gibt es feineres als frischen Flammkuchen aus selbstgebautem Mobil-Ofen?!) wurde es entsprechend spät und später, eh ich überhaupt mal ins Bett kam, zumal ja noch gepackt werden musste…ich überlegte gar noch, ob es nicht doch lohnen würde, mal den Compi einzuschalten für ne kleine Live-Konferenz mit Singapur, dachte dann aber, 8h morgens wäre selbst für einen 1-Jährigen ein bisschen früh und habs sein gelassen…
Aufstehen musste ich dann um 7h, weil da der Wecker ging für die grosse Wandertour…mit ein bisschen Verspätung hab ich es tatsächlich aus dem Bett geschafft, belohnt von phänomenal gutem Wetter, hab mich in Schale geschmissen und auf ging’s zum Bahnhof. Dort noch schnell ein Frühstück eingekauft und los ging die Zugfahrt. Nach 2x umsteigen und leicht abenteuerlicher Postautofahrt ging das Wandern gegen 10.30h in Soubey dann los. Noch immer stahlend schönes Wetter bei angenehmen geschätzten 27Grad… Die Strecke nach St. Ursanne kann ich Schweizebewohnenden Leser/innen nur empfehlen, wirklich sehr schön idyllisch „am Busen der Natur“. Dieses sogar sehr intensiv, es gibt einzelne Wegabschnitte, wo man sich quasi mit Machete den Weg durchs Buschwerk schlagen muss. Da dieser Weg natürlich auch am Ufer des Doubs entlangführt, ist er ein Paradies für all die Zecken der Region und es empfiehlt sich dringend eine sofortige Kontrolle am Ende des Weges…Zecken habe ich bei mir zwar keine gefunden, dafür aber diverse Kratzspuren am linken und einen blutverschmierten Biss am rechten Oberschenkel. Was genau da so vampirlike zugeschnappt hat, weiss ich nicht, aber es sah sehr dramatisch aus. Ja nu, man ist ja hart im Nehmen, weh tat es ausserdem zum Glück auch nicht, also weiter gings.
Nach einer Einkehr beim Campingrestaurant unterwegs (mehr oder weniger das einzige kompakte Anzeichen von Zivilisation auf dem Weg, Camping für Warmduscher) für eine Cola zero und ein Eis, kam dann ne Weile ne Strassenstrecke, bevor es in den Wald ging, auf die Zeckenstrecke Teil 2. Diesmal aber weniger dramatisch. Am Ende der Steigung gab es einen einladenden Naturrastplatz an einem Felshang mit Miniwasserfall und es lockte die Cervelat und das (alkfreie) Bier im Rucksack. Schnell aus dem schon da liegenden Steinhaufen die Mitte frei geräumt, ein paar Äste gesammelt, den Sportteil des Bundes geopfert und hell loderten die Flammen des Feuers. Noch schnell das Stöckchen fürs Wurtaufspiessen zurecht geschnitzt und dort auch ein paar …….PAFF!.....hoppla, was war das? Ein lauter Knall liess das Idyll buchstäblich zerbersten. Und schon kam ein „ich dachte doch, dass Jurastein bei Hitze explodiert“ von der Seite genuschelt….Ach ja? Ist das so? Danke fürs Vorwarnen…ja nu, ein bisschen vom Feuer abgerückt, um weiter an der Cervelat …..PADAUZ!!! Aua…ein Stück explodierender Jurastein hatte seinen Weg auf/an meinen Arm gefunden, ich konnte ihn aber recht schnell wegschnippen und so war nur ein kleines Stückchen oberster Hautschicht weggebrannt…halb so wild und farblich passend zu den Spuren an den Beinen…
Nach dieser Explosion hat’s nur noch einmal ein bisschen geknallt, aber Gesteinsbrocken kamen zum Glück keine mehr geflogen…Die Glut hingegen war perfekt für die leckere Wurst, aber kaum dass die fertig gekaut war, respektive noch mittendrin, grollt es auf einmal. Diesmal aber nicht von Jurasteinfeuerseite her sondern von Jurasteinfelsvorsprungoben her. Nein, zum Glück gab’s keinen Steinschlag, aber ein Gewitter zog auf! Was sollte das denn nun schon wieder, Regen war nun definitiv nicht gemeldet und wenn überhaupt erst für den Abend und es war doch grade mal 14h oder so…
Da das Essen im Grunde ja schon beendet war, haben wir also zügig zusammengepackt und uns auf die letzten der 15,413km Gesamtstrecke gemacht. Hinter uns zogen die Wolken zusammen und pünktlich mit dem Eintreffen in St. Ursanne fing es an zu tröpfeln. Zum Glück nicht superschlimm und beim Bahnhof angekommen, war das Schlimmste auch schon wieder vorbei. Dafür zog neues Unheil auf: Die Zeiger der Uhr zeigten 15.45h an, in einer Viertelstunde sollte das Viertelfinale gegen Argentinien beginnen und die SBB-Fahrplanauskunft errechnete eine Ankunft in Bern für 17.47h! Mist, genau während des Spiels würde ich nun also im Zug (resp. in 3 Zügen…) zu hocken haben! So war das eigentlich nicht getimet gewesen, aber ja nu…Um die verbleibende Zeit für Anpfiff noch zu nutzen, hab ich mich bei Oleg auf Zeckensuche gemacht und siehe da, in seiner privatesten Region hatten es sich gleich 4 Blutsauger gemütlich gemacht…Hurtig die Zeckenzange gezückt und die Operation gestartet, aber weil die Viecher noch so verdammt klein waren, blieb dummerweise bei 2en der Kopf stecken, zumindest ist das meine Vermutung. Geschwinde Nachfrage bei der Tierarzthelferin meines Vertrauens: Offenbar (noch?!) kein Grund zur Panik…Bitte Daumen drücken, dass es so bleibt!
Im Zug musste dann das mobile Wunder der Technik (in veralteter, dafür funktionierender Generation) aus dem Apfelhaus seinen Dienst leisten: Live-TV wäre möglich, aber datenintensiv gewesen und dafür alle 15sek Bildstörung war es mir nicht wert. Also hab ich „nur“ den Ticker verfolgt und just den ersten Freudesjauchzer beim Starten ausgestossen: Stand es doch schon 1:0!! So cool…die gesamte Fahrt habe ich fleissig mitgefiebert und im letzten Zugabschnitt von Biel nach Bern konnte ich dann grad dreimal jubeln und so den halben Zugwaggon grad an meiner Freude teilhaben lassen. Erfreulicherweise gab es sogar vereinzelte Schweizermenschen, die das nicht gestört hat J.
In Bern selber kam dann das nächste Highlight: Es wurde offen gehupt und so ne Art Autokorso fand statt! Vor sogar noch 2 Jahren bei der EM wäre das im Grunde undenkbar gewesen, aber inzwischen sind ja soviele Steuerflüchtlinge im Land der Schoggi und des Käses angekommen, dass jeglicher Widerstand der Eidgenossen zwecklos geworden ist…
Zuhause habe ich dann fertig gepackt (hoffentlich nix vergessen), geduscht (ohne gründliche Zeckensuche…dreimal auf Holz klopfen!) und ab ging’s schon wieder zum Bahnhof Richtung Nachtzug nach Berlin (von dort Weiterfahrt zur Bildungsreise nach Rostock).
Von diesem Nachtzug muss ich jetzt auch noch schnell berichten…Da ich ja mit Oleg unterwegs bin, muss ich mir den Luxus eines Einzelabteils leisten…Bahnfahren ist ja schon immer teuer gewesen, aber diese Einzelfahrten sind echt der Hammer. Dafür hat man aber immerhin sein eigenes Waschbecken (judihui) mit einer Flasche Mineral naturelle inklusive und am Morgen ein Frühstück bestehend aus Kaffee (oder Tee), Croissant (steht zumindest auf der Verpackung), einem trockenen Brötchen und ner Packung Margarine und Konfi. Und noch ein Minibecherli Orangensaft und sogar Yoghurt, wenn ich mich recht erinnere…also voll das Luxusessen passend zum Preis J. Erwähnte ich, dass ich für Oleg pauschale 30 Euro zahlen muss und deswegen diese Variante wähle? Bei tagsüber fahren müsste ich für ihn einen Kinderpreis bezahlen ohne einen zusätzlichen Sitzplatz zu bekommen, totale Verarschung, wenn man mich fragt. In der Schweiz fährt Oleg ja mit eigenem GA (GeneralAbonnement=BahnCard 100 zum Sonderpreis).
Jedenfalls habe ich in diesem Zug das Bistroabteil gesucht, weil ich zum Naturellwasser noch eins mit Kohlensäure haben wollte und ausserdem das Naturell für Oleg verwenden…ich marschierte also los (dank Wachhund im 1qm-Schlafbesenkämmerli hab ich mir keine Sorgen um „Wertsachen“ gemacht…) und kam durch diverse Türen und Waggons…und dabei ist mir aufgefallen, wie schön doch der Luxus des Einzelabteils ist. In dem einen Waggon, mit den 4er und 6er-Kabinen standen zum Teil Türen offen und aus einigen kam doch sehr unangenehmer Fussgeruch. Ich muss nur meinen eigenen Gestank (und den von Oleg, aber den bin ich ja gewohnt) ertragen. So schön! Im Liegesitzwaggon (so bin ich vor 10Jahren auch noch gereist…) war es frostig kalt, im drauf folgenden dann tropisch heiss…ach wie schön ist es doch, wenn man für sein eigenes Kabüffchen die Temperatur regeln kann…es war zwar lange Zeit auch eher warm hier drin, aber langsam funktioniert die Klimaanlage und es rauscht ein beruhigendes Windchen…
Oleg schläft aktuell gestank- und geräuschfrei (was etwas heissen will, bei seinen Wachhundqualitäten) und ich sollte mich dann auch mal nächstens aufs Kissen werfen, bevor dann in rund 7h der „Zimmerservice“ mit dem Superfrühstück an die Tür klopft…das ist nämlich noch so ein Highlight: Die Fahrt würde ja eigentlich gar nicht so lange dauern, aber damit noch alle frühstücken können (zumindest ist das meine Theorie), hält der Zug noch ne Weile in der Brandenburger Pampa und steht dort quasi auf ner Wiese rum…sehr sinnvoll. Die Bahn würde gescheiter früh ankommen und den Gästen dann einen Gutschein für ein gescheites Frühstück im Bahnhof in die Hand drücken…

Ja, soweit der Tag. Für die eilige Leserschaft hier noch einmal die wichtigsten Details auf einen Blick:
1.       1. Erster Geburtstag von Juniorneffe J.P. in Sg: Herzlichen Glückwunsch!
2.       2. Schlafmangel wie üblich
3.       3. Grandioses Wetter bis
4.       4. Nach Steinexplosion im Jura dann doch noch ein paar Gewittertropfen
5.      5.  Überragender Sieg Deutschlands gegen Argentinien im Viertelfinale
6.       6. Geruch- und temperaturintensive Nachtzugfahrt im Einzelabteil nach Berlin mit sms-Info über den Spaniensieg, olé!
7.      7.  Gute Nacht! J
8.       8. Ergänzung: Beim Versuch Mineralwasser in die Apfelschorlenflasche zu schütten, habe ich im ruckelnden Zug natürlich prompt mein Bett geflutet. Mist.
9.       9. Das Ziel wäre gewesen, noch am Abend den Eintrag einzustellen, das hat das miserable deutsche Mobilnetz leider verunmöglicht…die Verbindung war nie stabil (02-Loop-Stick).
10. Beitrag veröffentlicht (mit Schwierigkeiten, vgl. Punkt 9) auf dem Flugfeld Berlin-Tempelhof auf dem schattenlosen Hundeauslaufplatz, der im Vergleich zur Gesamtgrösse ca. 1% ausmacht...Sauerei, das, Oleg kriegt nächstens nen Hitzeschlag, muss ich leider schon wieder gehen...
11. Bilder werden nachgeliefert, sobald ich mal WLan habe...

1 Kommentar:

Oldies hat gesagt…

Da war also allerhand in der Schweiz unbd außerhalb los! Wir haben hier in SGP einen aufregenden Tag verlebt:
morgens Geburtstag, nachmittags Kinder-Museum (sehr interessant, auch für Erwachsene) und abends Live-Übertragung mit Bild und Ton per Skype aus Krefeld.
Außerdem ist heute der 2. Gewitterfreie Tag! Bei Gewitter war hinter dem Haus eine Wasserballfläche (siehe Foto G. bei Facebook).
Dann mal gute Rückfahrt nach Bern und weiter viel Spaß.
Die letzten beiden Spiele wereden wir aus Zeitgründen wohl noicht ansehen.