Mittwoch, Februar 21, 2007

Schlumpf und Gugge

Heute ist Aschermittwoch. Und alles vorbei. :-( Alles? Nein, nicht alles... kleine, unbeugsame Örtchen names Bern und Basel weigern sich hartnäckig, bereits jetzt schon aufzugeben...

Wovon mag nur die Rede sein? Eingefleischte Rheinländerinnen und Rheinländer und sonstige von Karneval, Fasching, Fasnacht Geplagte wissen Bescheid...letztes Jahr habe ich von der Berner Fasnacht berichtet (könnte dieses Jahr durchaus wieder passieren), dieses Jahr soll nun erstmal von Möhlin berichtet werden. Möhlin ist ein grenznaher Ort im Kanton Aargau. Der Kanton, von dem Th. Küng* behauptet: "Er ist Schweizer Durchschnitt" (2006, S. 14). In diesem Durchschnittskanton waren die Spritpreise am letzten Wochenende so:
Aber davon soll hier heute nicht die Rede sein. Nein, stattdessen möchte ich vom Ausflug der drei Musketiere J., L. und mir berichten:
Diese drei machten sich auf, das Aargau zu erobern. Als Pinguin (sorry Janine ;-), "heiss und klebrig" und "Schlumpf" verkleidet. Zumindest am Sonntag. Da fand nämlich der grosse Umzug statt. Also der in Möhlin, wo die Rheinfeldener/innen auch mitmachen dürfen. An sich eine grosse Sache, für Schweizer Verhältnisse, Vergleiche mit Kölner Rosenmontagsumzügen sind hier absolut unangebracht...

Stellt sich für die geneigte Leserin/den geneigten Leser vielleicht noch die Frage, wer oder was "Gugge" ist. Bei der Gelegenheit mal die Auflösung des letzten Rätsels: Ankebock mit Hungg hat nix mit Hunden zu tun.
Echter Faschingshund! Bellt im Takt mit, kann Bonbons fangen und verkleidet sich gerne mal als Konfetti...

Nein, stattdessen handelt es sich, wie "Anonym" richtig geschrieben hat, um ein Butterbrot mit Honig. Ich hätte Honig im Haus, Anonym darf gerne noch den Preis einfordern, aber dazu muss man sich dann schon mal outen...fände es übrigens grundsätzlich nett, wenn bei den Kommentaren 1. mehr Beteiligung wäre und 2. Eintragende dann zu ihrer Identität stehen würden. Man kann ja versuchen, Verschleierungen zu wählen, die nur Insider erkennen können, ich sag da jetzt mal Wollmütze, nicht wahr?! ;-) Aber das nur nebenbei bemerkt...
"Schlumpf" könnte natürlich auch so ein Pseudonym sein, was nicht gleich jedermensch zuordnen kann, mir aber weiterhilft... weiterhin natürlich Berufsbezeichnungen, besondere Eigenschaften, etc... ;-)

Also, wo war ich stehen geblieben, achja richtig, bei der Gugge. Eine Gugge ist "die Kurzbezeichnung für eine besondere Art der Blasmusik" (sagt wikipedia.de, wo man natürlich noch mehr zum Thema nachlesen kann, wenns interessiert). OK. Wäre das mal geklärt. "heiss und klebrig" ist das diesjährige Motto der Guggengruppe "Coconuts" (Klick auf Name=Link). L. in entsprechender Verkleidung spielt Schlagzeug in der Gruppe:
Hier ist sie bei dem Umzug zu sehen, in voller Action. Der Rest der Gruppe ist natürlich auch unterwegs gewesen, das sah dann in etwa so aus:
Und neben dem Umzug spielt so eine Gruppe dann auch mal auf der Bühne:
oder zieht durch die Kneipen ("Beizen") und Restaurants. Die Coconuts gehören offenbar zu den etwas fauleren Gruppen, die ziehen recht wenig, aber spielen durchaus auch unter erschwerten Bedingungen, wie man im nächsten Bild erahnen kann.
Die aktiveren Gruppen bestehen zum einen nicht nur aus Rhythmusinstrumenten sondern haben oftmals auch Blasmusik dabei. Dabei gibt es neben den allseits bekannten Instrumenten wie Posaune und Trompete auch recht ungewöhnliche. Eines, dessen Name ich mir leider nicht merken konnte, wird beispielsweise von L.s Bruder, seines Zeichens Guggenleiter, gespielt. Es sieht an einzelnen Stücken aus wie aus Ofenrohren gefertigt und wiegt nach seiner Schätzung so ca. 10kg:
Nicht schlecht...so ein Ding durch die Gegend zu schleppen, richtig zu spielen (schaffen doch fast alle) und vor allem, mehrere Tage hintereinander durchzuhalten. Denn das ganze Treiben beginnt natürlich Tage vor dem Umzugstag und endet entsprechend auch erst später...

Neben dem Umzug gibt es ein weiteres Highlight, von dem wir einen kleinen Eindruck gewinnen konnten. Das ist der Maskenball. Was genau bei diesem stattfindet, kann ich leider nicht berichten, da wir erst zu vorgerückter Stunde eingetroffen sind, aber auf jeden Fall spielen verschiedene Guggenbands ihr Repertoire einmal rauf und runter.
Dabei tobt der Saal...die Halle bebt...es wird gefeiert, auf Tischen und Stühlen...

Was ich am Möhliner Maskenball so bemerkenswert fand: Ich habe mich schon fast alt gefühlt! Von meinem Eindruck her gab es Leute zwischen ca. 16 und maximal 36, der Durchschnitt war sicher kaum älter als Mitte 20. Wie anders sieht doch das Bild bei rheinischen Prunksitzungen aus?! Von daher, Respekt...Guggenmusik ist nicht nur was für die ältere Generation, ganz im Gegenteil...aber sie macht ja auch einfach mal gute Laune, wer kann bei Sambarhythmen schon still halten (ich wenn ich unmögliche Figuren tanzen soll, gebe es hiermit zu ;-)...

Still halten ist überhaupt eine ganz schlechte Sache bei so ner Fasnacht. Es wird ja bei so einem Umzug ordentlich rumgesaut. Vor allem mit Konfetti. Wie das anschliessend sauber gemacht wird, kann man im Vorjahreseintrag nachlesen. Wie jemand aussieht, der zu lange still gehalten hat (nicht wegen Sambafiguren sondern eigentlich gar nicht, aber trotzdem nicht schnell genug bewegt), kann ich nicht wirklich zeigen, aber mal als Eindruck, was übrig bleiben kann (trotz mehrmaligen Toilettengängen mit Ausschüttelversuchen) soll dieses letzte Bild zeigen:
(Die Katzenhaare lagen am Boden, liess sich nicht verhindern, die mit aufzufegen ;-)
Abschliessendes Fazit des Wochenendes:

War ne coole Sache, gerne mal wieder. Zum Beispiel gleich am nächsten Wochenende in Bern. Dann ohne direkten Guggenzugang, dafür aber mit voller Action beim Umzug: Freiwilliger Feuerwehreinsatz steht an. Es darf gespannt gewartet werden ;-) Und natürlich kommentiert...

*Küng, Thomas (2006). Gebrauchsanweisung für die Schweiz. München: Pieper.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hey, du sollst nicht immer alles vergleichen!!
oder wenn dann richtig, im verhältnis! möhlin ist doch auch viel kleiner, da kann das ganze auch nicht soo gross wie in deutschland sein!
und was du erlebt oder gesehn hast ist eigentlich in vergleich auch gar nichts. oder halt nur unsere tour! nicht aber das ganze dorf!!
holen wir irgendwie nach. mach ich halt mal ne nusspause.

Dein Ofenrohr heisst übrigens Susaphon!! und weil der auf dem bildchen es so gut spielen kann hat er von einer anderen gugge ein buton mit der aufschrift "Der Profi Gugger" bekommen. neid.

a ja, und wir sind nicht faul!! auch wenn ich das so gesagt habe. ich darf das!

ganz böse komentare von mir...
aber nur halb so ernst und böse gemeint! war schön dass ihr dabei gewesen seid.