Donnerstag, März 23, 2006

Anmeldung in Bern

So, da bin ich jetzt also nach Bern umgezogen...Bilder von der Wohnung und ggf. auch noch vom Umzug folgen irgendwann, aber heute will ich eine kleine Anekdote zu meiner Anmeldung hier in der Stadt berichten, die ich vorgestern endlich vornehmen konnte, nachdem ich Mitte letzer Woche endlich meine neue Aufenthalts-B-ewilligung (noch in Solothurn) abholen konnte.

Der Spass hat mich jetzt zweimal 65 Franken gekostet, erst in Solothurn abholen, abmelden (kostenlos) und dann in Bern wieder anmelden. Ja, so sind sie die Schweizer und so kann es auch kommen, dass nur irgendwelche 4-16 Gemeinden im Kanton Bern NICHT über ein Eigenkapitel und schwarze Zahlen verfügen... (wurde neulich im Radio (BE 1) gemeldet).

Aber zur Anekdote:
Die Anmeldung hier verlief in der Form, als dass ich mich zum Einwohneramt/Fremdenpolizei begeben habe. Dort ein Nümmerchen gezogen ("Sie haben 28 Minuten Wartezeit" leuchtete gleich an der grossen Anzeigetafel auf) und gewartet. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, aber nach ca. 28Minuten (Pünktlichkeit!) durfte ich mich an Schalter 13 begeben (es gab 14 Schalter, von denen 2,5 besetzt waren, das kam mir bekannt vor).
Dort sass eine junge Frau und begann, sich meiner Daten anzunehmen. Grade als sie festgestellt hatte, dass der Vorname meiner Mutter (warum die Berner den wissen wollten, weiss ich auch nicht) ja ein sehr schöner sei, trat ein älterer Herr zu ihr und wollte offensichtlich was, was sie nicht wollte. Keine Ahnung, ob es um eine Besprechung oder die Mittagspause ging, jedenfalls ranzte sie ihn alles andere als freundlich an, ob er denn nicht sehen würde, wieviel zu tun sei etc. Kurzum: Sie kanzelte ihn ab und wendete sich direkt anschliessend wieder freundlich mir und meiner Anmeldung zu.
(Einschub: Sie stellte noch mit grosser Freude fest, dass ich ja "so katholisch oder römisch-katholisch oder irgendwas" bin, weil ich so "noch mehr Steuern" zahlen werde...heissa, welche Freude... :-)
Kurze Zeit später wurde sie dann aber von einer anderen jungen Frau abgelöst (hat sich der Typ im Hintergrund wohl doch noch durchgesetzt). Egal, die Anmeldung war eh schon fast fertig, neben meinem aktualisierten Ausweis wurde mir ein Libero-Abo (Lokalverkehr Bern-Solothurn) für eine Woche (Wert immerhin 125 Franken!) gegeben, Informationen vom hiesigen Energieversorger (bin schon angemeldet, ganz vorbildlich) und....grad als ich gehen wollte...Das hier:

Genau, Kaliumiodid-Tabletten.
???
Schnell klärte mich die gute Frau noch auf: Wir wohnen hier in der Nähe eines Atomkraftwerkes, ist für den Notfall, kam noch nie vor.
Aha, beruhigend, dachte ich. Zu Hause packte ich dann aber nichtsdestotrotz den Umschlag mal aus und fand das hier:


Sowie das hier. Die Beilage ist immerhin 8sprachig, den deutschen Teil habe ich mal eingescannt, ich hoffe, man kann es lesen...


Falls nicht, hier mal die wichtigsten Facts (zitiert von der Packungsbeilage):

...Kaliumiodidtabletten verhindern die Aufnahme von radioaktivem Iod in die Schilddrüse, sofern sie rechtzeitig eingenommen werden.

...Wenn Gefahr besteht, dass bei einem schweren Kernkraftwerkunfall radioaktive Stoffe freigesetzt werden könnten, wird die Bevölkerung alarmiert. Informationen finden Sie im Telefonbuch auf den hintersten Seiten: <>.

...Die Tabletten werden nach der entsprechenden Anordnung der Behörden ein erstes Mal eingenommen - und zwar mit reichlich Flüssigkeit. Die Behörden ordnen in der Folge ebenfalls an, wie viele Tage die Tabletten einzunehmen sind.

... Bitte lagern Sie die Tabletten an einem Ort, wo Sie diese sicher wieder finden...


Als neu mit dieser Gefahr konfrontierten (und medizinisch schlecht aufgeklärten) Deutschen fallen doch gleich mehrere Dinge beim Lesen auf:
1. Was hilft es mir, wenn ich kein radioaktives Iod in der Schilddrüse habe, wohl aber im Magen, weil mit verseuchter Flüssigkeit eingenommen?
2. Man beachte den Optimismus der Schweizer: "..wenn Gefahr besteht, dass ...könnten". Was passiert, wenn radioaktive Stoffe bereits frei gesetzt sind?
3. Was tun Menschen wie ich, die noch kein Telefonbuch haben?
4. Was soll ich tun, wenn die Behörden anordnen, dass ich mehr als 2x6 Tabletten einnehmen soll? (vgl. Schachtel)
5. Der letzte Satz gefällt mir als chronischer Chaotin und Tochter meiner Eltern besonders gut: ein Ort, wo ich sie sicher wieder finde... ich sage nur: Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags, wo war es doch gleich?! ;-)

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